Kultur, Museum

„Revolution und Beharrung“: Sonderausstellung zur Revolution von 1848 in Dieburg


Unter dem Titel „1848 in Dieburg – Revolution und Beharrung“ wird am Sonntag, 19. November 2023, im Museum Schloss Fechenbach eine Ausstellung eröffnet. Die Vernissage findet ab 15 Uhr statt, danach ist die Ausstellung bis zum 21. Januar 2024 zu den Öffnungszeiten des Museums (Donnerstag bis Samstag von 14 bis 17 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr) zu sehen. Dabei wird der Blick auch ganz konkret auf die Dieburger Entwicklungen im Revolutions Jahr 1848 geworfen. 

Die europäischen Revolutionen des Jahres 1848 zeigten sich in ganz unterschiedlicher Heftigkeit und mit unterschiedlichen Folgen: Im Großherzogtum Hessen gelangten die ersten revolutionären Forderungen direkt in den Landtag, wurden der Regierung vorgelegt und von dieser erlassen. Auch die Forderungen der Dieburger Bürger wurden Anfang März 1848 vom Abgeordneten Theodor Reh im Parlament eingebracht. Die endgültige Umsetzung hätte dann noch weiterer Schritte bedurft, zumal man auf eine über die hessischen Landesgrenzen hinausgehende Lösung hoffte. Dies wurde jedoch im Paulskirchen-Parlament in Frankfurt durch ausufernde Beratung hinausgezögert, sodass es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen vor allem im benachbarten Baden und im hessischen Odenwald kam. 

Am Ende standen vor allem die Forderungen nach der nationalen Einheit, die dann knapp 25 Jahre später unter preußischer Vorherrschaft scheinbar erfüllt wurden. Die demokratischen Rechte wie allgemeines gleiches Wahlrecht, Presse- und Religionsfreiheit sowie weitere Justiz- und Verwaltungsreformen wurden allerdings umgehend wieder zurückgenommen und sind nachhaltig erst 100 Jahre später von den Alliierten des Zweiten Weltkriegs wieder in Deutschland eingeführt worden. 

Bürgermeister Weber
 Bürgermeister Johannes Weber VI: Er amtierte, trotz Forderungen nach seiner Entlassung von 1843 bis 1871. 


Dieburg im Jahr 1848: Hier wurde nach unruhigen vier Wochen und einem „Straßenkrawall“ am 2. April 1848 vor dem Gasthaus „Zum weißen Roß“ in der Zuckerstraße, der Wohnung von Bürgermeister Johannes Weber VI, eine vom Dieburger Lehrer Schaller verfasste Sturmpetition an Kreisrat Friedrich Kritzler übergeben. Gefordert wurden vor allem die Entlassung aller Vertreter der örtlichen Obrigkeit – angefangen bei Bürgermeister Johannes Weber VI und Gemeinderechner Simon Kraft bis hin zu den Kuh- und Schweinehirten. Der Kreisrat sicherte eine Prüfung zu, weitere Schritte blieben jedoch aus. 

Als Besonderheit und Resultat der kurzzeitig gewährten Pressefreiheit ist das Erscheinen einer Zeitung aus Dieburg für Dieburg im Oktober 1848 zu betrachten: Die Zeit, in der es keiner Konzession von Seiten der Regierung bedurfte, wurde von den Gebrüdern Rachor genutzt, um das „Wochenblatt für den Regierungsbezirk Dieburg“ herauszugeben. Die neue Zeitung trat dabei in unmittelbare Konkurrenz zur in Darmstadt erscheinenden gleichnamigen Zeitung im Verlag von Ernst Bekker, die 1848 im 16. Jahrgang erschien und zwei Jahre später eingestellt wurde. Der Tradition einer Dieburger Zeitung folgten die in Dieburg erscheinenden Titel „Anzeige-Blatt für die Kreise Dieburg und Neustadt“, „Starkenburger Provinzial Anzeiger“, „Starkenburger Provinzial-Zeitung“ – und schließlich der „Dieburger Anzeiger“. 

Das Wochenblatt für Dieburg
Titel der in Dieburg erscheinenden Zeitung Wochenblatt für den Regierungsbezirk Dieburg

Weitere Informationen rund um die Ausstellung und das Begleitprogramm finden sich im Museum Schloss Fechenbach, Eulengasse 8, Telefon (06071) 2002-460, per Mail an info@museum-schloss-fechenbach.de sowie auf der Museums-Website unter www.museum-schloss-fechenbach.de.