Wald & klimaschutz

Von Klimawandel, Entwässerung und Habitat-Bäumen


Es gibt viel zu entdecken, wenn man mit offenen Augen durch den Wald geht. Und wer dann noch mit einem Experten im Forst unterwegs ist, nimmt am Ende eines Spaziergangs zahlreiche neue Erkenntnisse mit. So erging es auch den 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des diesjährigen Waldrundgangs der Stadt Dieburg, der dieser Tage im hiesigen Forst stattgefunden hat. Unter der Leitung von Revierförster Martin Starke startete die rund zweieinhalbstündige Runde an der Hohen Straße an der Hochschule Darmstadt, von wo aus es gemeinsam in den Staatswald in Richtung Groß-Umstadt ging. Ganz vornean auf der Agenda des Tages standen die Folgen des Klimawandels, die durch steigende Temperaturen und Wasserknappheit in der Wald- und Forstwirtschaft deutlich zu spüren sind. 

„Die Veränderungen sind massiv“, machte Revierförster Starke deutlich. Das geht schon bei der Holzernte los: Normalerweise werden im Dieburger Wald pro Jahr rund 4.300 Festmeter Holz eingeschlagen. Doch diese Rechnung geht längst nicht mehr auf, „durch die anhaltende Trockenheit sind so viele Buchen und Fichten abgestorben, dass sich die Holzernte auf jährlich maximal 2.300 Festmeter im Jahr reduziert hat“, sagte Starke. Das bedeutet weniger Ertrag für die Holzwirtschaft, so dass mehr Geld in die Pflege des Waldes investiert werden muss. 

Folgen für die Verkehrssicherung

Der Klimawandel hat auch Folgen für die Verkehrssicherung: „Wir müssen die Bäume heute viel mehr im Blick behalten“, erklärt Starke. Sowohl an Straßen und Bahnlinien, als auch an Erholungseinrichtungen sowie belebten Schneisen und Waldwegen, vor allem dort, wo Bänke stehen, müssen Bäume häufiger geschnitten werden, weil deren Kronen beschädigt sind und Äste herunterbrechen könnten. „Zum Schutz der Arbeitskräfte werden bei diesen Arbeiten verstärkt Maschinen eingesetzt, das kostet natürlich zusätzlich Geld“, erklärte der Revierförster. 

Immerhin: Durch das Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ der Bundesregierung fließen über eine Laufzeit von 20 Jahren in den ersten zehn Jahren jeweils rund 83.000 Euro, dieses Jahr anteilig rund 55.000 Euro, jährlich in den Waldwirtschaftsplan – und dienen damit der klimaangepassten Waldwirtschaft der Stadt Dieburg. Die Zuwendungen im Förderprogramm sind an die Einhaltung ökologisch wichtiger Kriterien gebunden. „Da die Stadt Dieburg schon seit 20 Jahren nach FSC und PEFC zertifiziert ist und durch das Forstamt im Jahr 2011 ein Ökopunktekonzept für den Stadtwald erstellt wurde, wurden hier schon wichtige Vorarbeiten geleistet, die bereits Kriterien des neuen Förderprogramms erfüllen“, so Starke. 

5.000 Bäume dauerhaft unter Schutz gestellt

Einige neue Förderkriterien sind durch das Förderprogramm jedoch hinzugekommen – etwa die sogenannten „Habitat-Bäume“, die aktuell im Wald allesamt mit einem „H“ markiert werden. Sie bieten beispielsweise Fledermäusen, Spechten, seltenen Insekten, Pilzen oder Flechten durch Höhlen, Spalten oder Horste einen Lebensraum und sollen daher dauerhaft unter Schutz gestellt werden. 5.000 Habitat-Bäume wird es künftig im Dieburger Wald geben, „bislang haben wir ein Drittel markiert“, ergänzte Starke und lenkte den Blick der Teilnehmer auch auf die vor Jahrzehnten angelegten Entwässerungsgräben: Um das Wasser generell und bei Starkregenereignissen im Wald zu erhalten, werden die Gräben in geeigneten Bereichen mit Resthölzern oder Erde befüllt, um den Abfluss zu bremsen. „Dies führt zu einer Mäandrierung dieser Gewässerbereiche“, erläutert Starke. Dabei sucht sich das Wasser seinen natürlichen, geschwungenen Weg durch den Wald – und bleibt so dort, wo es dringend benötigt wird. 

Am Ende des Rundgangs waren alle Teilnehmer zum geselligen Beisammensein im Forstwald an der Hermannsruh eingeladen, wo bei einem Teller deftiger Suppe auch bestens für die Verpflegung gesorgt war.