Friedhof

Christbaumkugeln für Sternenkinder


Der Verlust eines Kindes ist ein traumatisches Erlebnis, dessen Verarbeitung oft nur schwer gelingt. Denn Schmerz und Trauer tragen Familien, die viel zu früh ihr Kind verloren haben, ihr Leben tief in sich. Das wissen auch die Eltern, die an diesem Wintertag auf den Dieburger Friedhof gekommen sind – um einer Tradition nachzukommen, die seit vier Jahren in Zusammenarbeit mit dem Sternenkinderzentrum Odenwald e.V. zu Beginn der Adventszeit stattfindet: das weihnachtliche Schmücken des Sternenkindergrabes. „Gerade in der Weihnachtszeit wollen die Eltern ihren verlorenen Kindern ganz nah sein“, erklärt Gabi Mehr vom Friedhofsamt der Stadt Dieburg, die die Sternenkinder-Aktion auch dieses Jahr begleitet. 

Kugeln werden an den Baum gehängt
Paulina, Gabi Mehr von der Stadtverwaltung Dieburg und Janine Willner vom Sternenkinderzentrum Odenwald e.V. (von links) schmücken den Weihnachtsbaum mit Christbaumkugeln, auf denen die Namen der Sternenkinder, aber auch anderer Verstorbener stehen. 

Mehr als 3.000 Kinder kommen jährlich in Deutschland tot zur Welt oder sterben nach kürzester Zeit. Für Sternenkindereltern sind Feiertage oft schwer, denn gerade an Weihnachten, dem Familienfest schlechthin, ist das „Fehlen“ ganz besonders spürbar. Umso bedeutsamer ist es, einen Ort zu haben, an dem Eltern, Geschwisterkinder und andere Angehörige ihrer Trauer Ausdruck verleihen können – so wie das Sternenkindergrab, das im Jahr 2007 unweit der Trauerhalle auf dem Dieburger Friedhof angelegt wurde. „Es ist immer wieder schön zu sehen, mit wie viel Freude die Eltern und Geschwisterkinder den Weihnachtsbaum mit Kugeln gestalten, auf denen die Namen ihrer Sternenkinder stehen“, sagt Gabi Mehr. 

Auch Hebamme Janine Willner, die als Trauerbegleiterin beim Sternenkinderzentrum Odenwald e.V. auch viele betroffene Dieburger begleitet, ist auf den Friedhof gekommen. „Diese Schmückaktion macht die Familien hinter den Kindernamen auf dem Grab sichtbar, man redet über die Sternenkinder – und trifft sich mittlerweile auch zu anderen Gelegenheiten.“ Gemeinschaft hilft bei der Trauerbewältigung: Denn während die Kugeln an den Baum gehängt, Lichterketten und Weihnachtsschmuck am Grab befestigt werden, kommt man ins Gespräch über Alltägliches und über die Sternenkinder – und spürt die Gewissheit, mit diesem Schicksal nicht allein zu sein. 

Es ist noch Platz am Weihnachtsbaum: Wer ein Sternenkind im Herzen trägt oder auf diesem Weg auch anderen Verstorbenen gedenken möchte, kann gerne in der Vorweihnachtszeit zum Sternenkindergrab auf den Dieburger Friedhof kommen und zur Erinnerung eine Christbaumkugel am Baum befestigen.